La Madonna della Montagna, die Madonna des Berges, in ihrer Kirche in Galatro, Kalabrien, Italien.

Festa della Madonna della Montagna, das Fest der Madonna vom Berge in Galatro: Geschichte, Tradition und gelebter Glaube

Jedes Jahr am 7. und 8. September verwandelt sich das kleine kalabrische Dorf Galatro in einen Ort voller Spiritualität, Tradition und Gemeinschaft. Das Festa della Madonna della Montagna (dt. Fest der Madonna vom Berge) ist nicht nur ein religiöses Ereignis, sondern auch ein kulturelles Highlight, das Gläubige, Pilger und Besucher aus aller Welt anzieht. Tief verwurzelt in der Geschichte des Ortes, spiegelt es den Glauben, die Identität und die Lebensfreude der Bewohner wider.

Was ist das Festa della Madonna della Montagna?

Das Fest ist der Madonna vom Berge gewidmet. Sie wird von den Einwohnern als Beschützerin und Hoffnungsträgerin verehrt. Während die kirchlichen Zeremonien den religiösen Kern des Festes ausmachen, hat sich darum ein lebendiges Volksfest entwickelt, das Tradition, Kultur und Gemeinschaft miteinander verbindet.

Während der Prozession zum Festa della Madonna della Montagna wird die Statue der Madonna über eine der Brücken in Galatro getragen und ein kleines Feuerwerk erscheint über ihr.
Kleines Feuerwerk beim Überqueren der Brücke

Wann und wo findet das Fest statt?

Das Fest der „Madonna vom Berge“ wird jedes Jahr am 7. und 8. September gefeiert. Zentrum ist die Kirche der Madonna della Montagna in Galatro, von der aus die Prozessionen durch die Gassen des Dorfes führen. Plätze und Straßen werden festlich geschmückt, während sich Besucher und Einheimische versammeln, um gemeinsam zu feiern.

Wie ist das Fest entstanden?

Die Verehrung der Madonna della Montagna geht mehrere Jahrhunderte zurück. Überliefert wird, dass die Gläubigen ihre Hilfe in schwierigen Zeiten erflehten – sei es bei Naturkatastrophen, Krankheiten oder zur Bewahrung des Dorfes. Aus dieser tiefen Dankbarkeit heraus entwickelte sich ein Fest, das bis heute ein unverzichtbarer Teil der Identität Galatros ist. Viele der traditionellen Bräuche sind seit Generationen unverändert geblieben.

Die Statue der Madonna vom Berges mit Engeln, kniendem Büffel und Blumendekorationen
Die geschmückte Statue der Madonna des Berges
mit Engeln und kniendem Ochsen

Wie wurde das Fest ursprünglich gefeiert?

Die Ursprünge des Festes waren noch stärker mit dem bäuerlichen Alltag und den Traditionen der Region verbunden:

  • Die Statue auf Wagen oder Schultern
    Die hölzerne Statue der Madonna wurde ursprünglich entweder auf einem von Ochsengespannen gezogenen Wagen oder von den „massari“ (Bauern) auf den Schultern getragen.
  • Die Prozession zur „Cona“
    Ein wichtiger Bestandteil war die Prozession zur Chiesetta della Cona, einer Kapelle auf einem nahegelegenen Hochplateau. Dort wurde die Madonna zeitweise verehrt – als Zeichen für die Verbindung zwischen Dorf, Berg und göttlichem Schutz.
  • Der Ochse als Symbol
    Die Statue zeigt zu Füßen der Madonna einen knienden Ochsen. Dieses Bild erinnert an eine Legende, nach der ein Ochse die Madonna entdeckt haben soll. Der Ochse symbolisiert Landwirtschaft, Fruchtbarkeit und den Schutz der Felder.
  • Der Pilgerweg zur Cona
    Bis ins 20. Jahrhundert machten sich Pilger zu Fuß auf den Weg zur Cona – oft über 8 km, begleitet von Gesang und Gebet. Selbst schlechtes Wetter hielt sie nicht ab, die Madonna auf diese Weise zu verehren.

Diese frühen Bräuche verdeutlichen, wie stark das Fest von Natur, Landwirtschaft und gelebtem Glauben geprägt war – Wurzeln, die auch heute noch in den Feierlichkeiten spürbar sind.

Die „Vampate“ am 28. August – feuriger Auftakt

Das eigentliche Fest beginnt schon Tage vor dem 7. September mit einem besonderen Ritual: die „Vampate“ am 28. August. Dabei wird in Galatro ein großes Feuer entzündet, das weithin sichtbar ist.

  • Symbolisch steht dieses Feuer für Reinigung, Erneuerung und Vorbereitung auf das große Fest.
  • Es erinnert die Dorfbewohner und die Gläubigen daran, dass eine wichtige Zeit bevorsteht.
  • Die Vampate sind zugleich ein geselliges Ereignis, bei dem sich die Menschen im Dorf versammeln und gemeinsam den Beginn der Feierlichkeiten einläuten.

Was bedeutet das Feuer der „Vampate“?

Wenn in den Abendstunden plötzlich eine große Flamme auflodert – begleitet vom Duft brennenden Holzes und der gespannten Erwartung der Dorfbewohner –, beginnt mit dem Feuer offiziell die Novene, also die neuntägige spirituelle Vorbereitung auf das Fest. Doch dieses Ritual ist mehr als nur ein optischer Auftakt:
Das Feuer symbolisiert den brennenden Glauben der Gemeinschaft, die Leidenschaft für ihre Heiligen und die tiefe Verbundenheit mit alten Traditionen. Gleichzeitig steht es auch für Reinigung und Erneuerung – ein loderndes Zeichen, sich innerlich bereit zu machen für die bevorstehenden Feierlichkeiten.
Die Vampate vereinen damit das Sakrale mit dem Weltlichen, das Spirituelle mit dem Volkstümlichen – ein typisches Merkmal der süditalienischen Festkultur.

Das Feuer der Vampata wird vorbereitet: auf dem Platz hinter der Kirche wird Holz, Äste und Gestrüpp yu einem meterhohem Haufen gestapelt. Die Gläubigen versammeln sich und erwarten das Entzünden des Feuers nach dem Gottesdienst
Das Feuer der "Vampata" ist entzündet und brennt meterhoch. Die Gläubigen beobachten im sicheren Abstand
Das Feuer ist fast abgebrannt. Die Dorfgemeinde sitzt am Rande und vergnügt sich.

Die „Novena“ – spirituelle Vorbereitung

Nach der „Vampate“ beginnt die Novena – eine neuntägige Gebetszeit zu Ehren der Madonna della Montagna, der Madonna vom Berge.

  • Jeden Tag versammeln sich die Gläubigen in der Kirche, um gemeinsam zu beten.
  • Die Novena gilt als intensive spirituelle Einstimmung auf die Höhepunkte am 7. und 8. September.
  • So verbinden sich geistliche Vorbereitung und traditionelle Rituale auf besondere Weise.

Wie wird am 7. und 8. September gefeiert? – Die wichtigsten Traditionen

Wenn der große Tag gekommen ist, lebt das Dorf in einzigartiger Atmosphäre auf:

  • Prozessionen: Die Statue der Madonna wird durch die Straßen getragen, begleitet von Gebeten, Gesängen und Musik.
  • Heilige Messe: In der Kirche der Madonna della Montagna wird eine feierliche Messe gehalten.
  • Volksfest-Elemente: Musik, Tanz und Stände mit regionalen Spezialitäten.
  • Wiedersehen: Viele Auswanderer kommen speziell zu diesen Tagen zurück in ihre Heimat, sodass das Fest auch ein Fest der Wiederbegegnungen ist.
Die Madonna della Montagna wird während der Prozession über eine schmale Brücke getragen.
Die Statue der Madonna wird über
eine schmale Brücke getragen.

Wie wird am 7. und 8. September gefeiert? – Ein persönlicher Eindruck

Am Morgen des 8. Septembers beginnt der Festtag lautstark: Noch bevor die Sonne hochsteht, werden selbst Langschläfer wie ich von ohrenbetäubenden Kanonenschüssen geweckt – in Wirklichkeit sind es Böller, die durch das ganze Tal hallen. Kurz darauf zieht ein Orchester durch die Straßen und erfüllt das Dorf mit Musik. Spätestens jetzt ist niemand mehr im Bett!

Im Laufe des Tages hört man immer wieder das rhythmische Trommeln der Musiker. Dazu erscheinen bei vielen Festen die legendären „Giganti“ Mata und Grifone – zwei riesige Figuren, die zur Musik tanzen und die Gassen mit Leben füllen. Ihre Bewegungen sind spektakulär und ziehen Jung und Alt in ihren Bann. Die dazugehörige Legende der tanzenden Riesen ist bis heute fester Bestandteil des Festes und verleiht den Feierlichkeiten eine folkloristische Note. Kennst du die Legende?

Der Höhepunkt ist jedoch die Messe in der Kirche, gefolgt von der feierlichen Prozession. Die Statue der Madonna della Montagna wird von den Trägern ehrwürdig durch die Straßen getragen, begleitet von Gläubigen, Musik und Gebeten. Wenn die Prozession schließlich zurück zur Kirche gelangt, wird die Madonna von einem kleinen Feuerwerk begrüßt. Unter lauten Rufen von „Viva Maria!“ (dt. Hoch lebe Maria!) kehrt die Statue zurück an ihren Platz.

Nach den religiösen Feierlichkeiten folgt der weltliche Teil des Festes: Musik und Begegnungen. Schon am Vorabend gibt es auf der Bühne ein Unterhaltungsprogramm mit Sängern oder Musikgruppen, dazu Streetfood und Getränke. Familien und Freunde treffen sich, man plaudert, lacht – und nicht selten wird bis tief in die Nacht gesungen und getanzt.

Der Abend des 8. Septembers bildet den krönenden Abschluss: Ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Verlosungen und schließlich ein großes, farbenprächtiges Feuerwerk, das den Himmel über Galatro erleuchtet.

Die statue der Madonna della Montagna wird durch die Strassen von Galatro getragen. Männer tragen sie auf ihren Schulterm gefolgt von den Gläubigen.
Ein Moment der Prozession durch Galatro

Für wen ist das Fest interessant?

Das Festa della Madonna della Montagna zieht ein vielfältiges Publikum an:

  • Gläubige Pilger, die ihre Dankbarkeit ausdrücken oder um Beistand bitten.
  • Kultur- und Geschichtsinteressierte, die mehr über Kalabriens Traditionen erfahren möchten.
  • Reisende, die authentische Feste erleben wollen.
  • Familien mit Wurzeln in Galatro, die das Fest als Bindeglied zur Heimat sehen.

Welche Besonderheiten machen das Fest einzigartig?

Das Festa della Madonna della Montagna ist nicht einfach ein weiteres religiöses Fest in Süditalien.

  • Es verbindet tiefe Spiritualität mit lebendiger Dorfgemeinschaft.
  • Es hat mit Vampate und der Novena zwei besondere Elemente, die das Fest einzigartig machen.
  • Es vereint Einheimische und die in der Ferne lebenden Auswanderer, was ihm eine besondere emotionale Tiefe verleiht.

Wusstest du schon…?

Die musikalischen Abende bei religiösen Festen in Italien werden überwiegend durch Spenden der Gläubigen finanziert. Je größer die Gemeinde und die gesammelten Summen, desto bekannter können die Künstler sein. In größeren Orten treten oft populäre Musiker auf, die anderswo hohe Eintrittspreise verlangen würden – hier aber „kostenlos“ für alle auftreten. Dadurch ziehen die Feste nicht nur Gläubige an, sondern auch viele Besucher, die vor allem wegen des kulturellen Rahmenprogramms kommen.

Praktische Infos für Besucher

Wenn du das Fest einmal selbst erleben möchtest, solltest du Folgendes wissen:

  • Beste Reisezeit: Ende August (für die Vampate) bis Anfang September.
  • Unterkünfte: In Galatro selbst gibt es ein Hotel, kleine Pensionen und Ferienwohnungen, in den umliegenden Orten zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten. Tipp für eine Unterkunft in Galatro: unsere private Zimmervermietung „Suvaj Rooms„!
  • Kulinarische Highlights: Während des Festes erwarten dich traditionelle Speisen wie hausgemachte Pasta, kalabrische Wurstwaren und Süßspeisen aber gefüllte Auberginen dürfen auf gar keinen Fall fehlen. Tipp für lecker essen in Galatro: unser Restaurant „Suvaj„! Reservierung empfohlen!

Das Festa della Madonna della Montagna ist weit mehr als ein religiöses Ritual – es ist das Herzstück der Gemeinschaft in Galatro. Mit der feurigen Vampate, der besinnlichen Novena und den festlichen Tagen am 7. und 8. September zeigt sich, wie Glaube, Tradition und Gemeinschaft in Kalabrien lebendig bleiben.

Wer das Fest einmal miterlebt, spürt sofort die besondere Verbindung von Spiritualität, Geschichte und Menschlichkeit.

Die beleuchtete Statue der Madonna des Berges im Dunkeln ihrer Kirche.
Die Statue der Madonna della Montagna,
beleuchtet im Dunkeln ihrer Kirche.
Am Ende des Festes kommt sie wieder
auf ihren Platz über dem Altar.

2 Gedanken zu „Festa della Madonna della Montagna, das Fest der Madonna vom Berge in Galatro: Geschichte, Tradition und gelebter Glaube“

  1. Ich war ja gerade selbst in Galatro zu Besuch und habe den Auftakt des Festes mitbekommen – beim Lesen konnte ich mir alles gleich noch einmal so lebendig vorstellen! Ich habe dort auch einiges probiert und es war einfach großartig. Ein toller Artikel, der die Stimmung perfekt einfängt – und was für eine schöne Werbung für Galatro und Italien und SUVAJ!!! ✨

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